Biodiversität gewinnt für deutsche Kommunen spürbar an Bedeutung. Eine im Auftrag von KfW Research durchgeführte Befragung zeigt, dass bereits 15 Prozent der Kommunen über eine umfassende Biodiversitätsstrategie verfügen. Weitere 18 Prozent planen, eine solche Strategie in absehbarer Zeit einzuführen.
Nach Einschätzung von Dr. Dirk Schumacher, Chefvolkswirt der KfW, sichern nur stabile und artenreiche Ökosysteme langfristig die Versorgung mit Rohstoffen, sauberem Trinkwasser und Nahrungsmitteln und leisten zugleich einen wichtigen Beitrag zum natürlichen Schutz vor Extremwetterereignissen. Er machte deutlich, dass der fortschreitende Verlust von Natur und Artenvielfalt sowohl ein globales als auch ein lokales Problem darstellt. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass Kommunen in Deutschland zunehmend in den Erhalt der Biodiversität investieren und damit die Lebensqualität vor Ort stärken. Allerdings erschweren angespannte Haushaltslagen und begrenzte Flächen die Umsetzung entsprechender Maßnahmen erheblich.
Viele Kommunen setzen bereits konkrete Schritte um. So engagieren sich 85 Prozent bei der Pflanzung und Pflege von Bäumen im Straßenraum. 81 Prozent betreiben ein biodiversitätsorientiertes Grünflächenmanagement. Dazu zählen unter anderem die Anlage von Wiesen mit heimischen Blühpflanzen statt klassischem Rasen, eine schonende Mahd oder der Verzicht auf Herbizide.
In den vergangenen fünf Jahren investierten 58 Prozent der Kommunen in die Renaturierung oder Neuanlage von Gewässern. Jeweils 56 Prozent flossen in Sickerflächen innerhalb bebauter Gebiete oder in Maßnahmen zum natürlichen Hochwasserschutz. Rund 38 Prozent begrünten Dächer oder Fassaden öffentlicher Gebäude, während 33 Prozent Bildungsangebote zur biologischen Vielfalt unterstützten. Insgesamt zeigt sich, dass größere Kommunen mit mehr als 50.000 Einwohnerinnen und Einwohnern häufiger aktiv sind als kleinere Gemeinden.
Mehr als die Hälfte der Kommunen berichtete von gestiegenen Ausgaben für Biodiversitätsmaßnahmen in den vergangenen Jahren. Zudem geht eine Mehrheit davon aus, künftig noch mehr Mittel in diesem Bereich einsetzen zu müssen. Gleichzeitig stellt die finanzielle Situation vieler Kommunen ein zentrales Hindernis dar: 86 Prozent nannten unzureichende Haushaltsmittel als größte Herausforderung bei der Umsetzung entsprechender Projekte.
Der Rückgang der biologischen Vielfalt ist weltweit und auch in Deutschland deutlich sichtbar. Rund drei Viertel der Landökosysteme sowie etwa zwei Drittel der Meeresökosysteme gelten bereits als stark beeinträchtigt oder zerstört. Von schätzungsweise neun Millionen Arten auf der Erde sind etwa eine Million vom Aussterben bedroht. Hauptursache ist die Umwandlung natürlicher Lebensräume, insbesondere zugunsten der Landwirtschaft. Weitere Einflussfaktoren sind die Übernutzung natürlicher Ressourcen, der Klimawandel, Umweltverschmutzung sowie die Ausbreitung invasiver Arten.
Die zugrunde liegende Kommunalbefragung im Auftrag von KfW Research wurde im September und Oktober 2025 durchgeführt. Die vollständige Studie ist im Bereich „Fokus Volkswirtschaft“ der KfW abrufbar.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung von KfW/Veröffentlicht am 26.12.2025










